Dienstag, 22. April 2014

Nach dem Vergnügen kommt die Arbeit

Michel hatte heute sein erstes Treffen mit seinem Betreuer an der Uni. Es ist super gelaufen. Der Professor scheint ein sehr netter, lässiger und entspannter Typ zu sein. Michel hat keine festen Arbeitszeiten. Er muss nur so da sein, dass er sein Arbeitspensum schafft. Ich versuche mal kurz, seine Arbeit zu beschreiben. In Kolumbien werden ja viele Kochbananen (platanos) gegessen. Dabei entstehen viele Abfallprodukte und diese sollen Michel und Miguel nun auf ihre Verwendbarkeit zur Ethanolherstellung überprüfen. Der Prof möchte im Anschluss an die Arbeit ein paper veröffentlichen und Michel wird dann als Mitarbeitender mitgenannt. Wusste ich doch, dass son Ingenieursfreund durchaus seine Vorteile hat. ;)
Ich werde Michel ab und zu zur Uni, zum Spanischlernen begleiten. In der Unibibliothek gibt es nämlich extra „Arbeitsplätze“, wo man sich spanische Filme angucken kann, so als Entspannung. Diese „Entspannung“ nutzen wir die nächsten Tage gleich mal und tun dabei was für unser Spanisch.
Auch für mich war der heutige Tag professionell gesehen sehr erfolgreich. In der allianca francesa kann ich ein Praktikum machen. ;) Sie sind sehr begeistert, dass ich dort ein Praktikum machen will. Die Verantwortliche ist vor Lobpreisungen gar nicht mehr geworden. Ich werde als gleichwertige Lehrerin angesehen, darf alle duzen und auf die wöchentlichen Trinkabende soll ich sowieso mitgehen. Das Personal besteht aus 10 Lehrern, davon zwei Französinnen. Die eine wurde nicht mehr, als sie erfuhr, dass ich Deutsche bin, weil sie Deutsch so liebt. Ein paar der Kollegen sprechen nur spanisch. Die wurden gleich mal als Mir-Spanisch-beibring-Opfer auserkoren und immer wenn ich Lust habe, darf ich die nerven. Es gibt total viele Weiterbildungen, in denen man gemeinsam berät, was man zu bestimmten Themen im Unterricht so machen kann. Die Ideen werden dann in einem Ordner gesammelt und wenn einem mal nix einfällt, kann man da schnell reinschauen. Ich glaube, ich lern in dem Praktikum megaviel und bin einfach nur krass happy und erleichtert. Alle die, die wissen, wies mir vorher ging, denken sich jetzt bestimmt: Typisch Jule, umsonst Stress geschoben aber naja. Langweilig wird’s definitiv nicht. Ne Masterarbeit gibt’s ja auch noch ne?;)
Heute Abend war ich dann in der deutschen Sprachschule. Ute hat mir gleich erzählt, dass es einen Schüler gibt, der Privatstunden möchte. Da sie ausgelastet ist, hat sie ihm gleich meine E-Mail-Adresse gegeben. Gibt’s also auch noch was für die Reisesparbüchse. Die kolumbianischen Schüler sind toll, einfach nur toll. Sie grinsen einen an, freuen sich, dass man da ist und wollen einfach nur deutsch lernen. Ich glaub mit denen habe ich auch meinen Spaß. Ein Schüler (Schüler klingt so jung- sie sind ja teilweise schon über 25) blieb nach dem Unterricht da und fragte ganz schüchtern: „Darf ich was auf Englisch sagen?“, um uns dann mitzuteilen, dass wir ihn jederzeit um Rat fragen dürften, wenn wir ein Problem haben. Ich glaube ja, er hat von unserer einladenden Dachterrasse gehört, auf der wir am Freitag mit Miguel ein paar gute deutsche Bierle zischen wollen und möchte sich anschließen. Oder er ist einfach nur der liebste Mensch der Welt, sowie alle hier.
Kulinarisch haben wir heute keine Glanzleistungen vollführt. So eine Kochnische mit zwei Herdplatten ist doch nicht das Gleiche, wie meine Küche in Dresden und Lyon. Zum Abendbrot haben wir versucht, Kochbananen zu frittieren. Ein halber Liter Öl tut uns jedoch in der Seele weh und deshalb wurden sie natürlich nicht so geil wie am Sonntag bei Miguel und seiner Freundin.
Abgerundet wurde der Tag von einem herrlichen Gewitter in den fernen Andenhöhen




Liebe Grüße von zwei äußerst glücklichen Deutschen in Kolumbien, die ihr Glück, hier zu sein und bereits so integriert zu sein noch nicht fassen können und deshalb überglücklich ins Bett gehen.

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