Michel hatte heute sein erstes Treffen
mit seinem Betreuer an der Uni. Es ist super gelaufen. Der Professor
scheint ein sehr netter, lässiger und entspannter Typ zu sein.
Michel hat keine festen Arbeitszeiten. Er muss nur so da sein, dass
er sein Arbeitspensum schafft. Ich versuche mal kurz, seine Arbeit zu
beschreiben. In Kolumbien werden ja viele Kochbananen (platanos)
gegessen. Dabei entstehen viele Abfallprodukte und diese sollen
Michel und Miguel nun auf ihre Verwendbarkeit zur Ethanolherstellung
überprüfen. Der Prof möchte im Anschluss an die Arbeit ein paper
veröffentlichen und Michel wird dann als Mitarbeitender mitgenannt.
Wusste ich doch, dass son Ingenieursfreund durchaus seine Vorteile
hat. ;)
Ich werde Michel
ab und zu zur Uni, zum Spanischlernen begleiten. In der Unibibliothek
gibt es nämlich extra „Arbeitsplätze“, wo man sich spanische
Filme angucken kann, so als Entspannung. Diese „Entspannung“
nutzen wir die nächsten Tage gleich mal und tun dabei was für unser
Spanisch.
Auch für mich war der heutige Tag
professionell gesehen sehr erfolgreich. In der allianca francesa kann
ich ein Praktikum machen. ;) Sie sind sehr begeistert, dass ich dort
ein Praktikum machen will. Die Verantwortliche ist vor Lobpreisungen
gar nicht mehr geworden. Ich werde als gleichwertige Lehrerin
angesehen, darf alle duzen und auf die wöchentlichen Trinkabende
soll ich sowieso mitgehen. Das Personal besteht aus 10 Lehrern, davon
zwei Französinnen. Die eine wurde nicht mehr, als sie erfuhr, dass
ich Deutsche bin, weil sie Deutsch so liebt. Ein paar der Kollegen
sprechen nur spanisch. Die wurden gleich mal als
Mir-Spanisch-beibring-Opfer auserkoren und immer wenn ich Lust habe,
darf ich die nerven. Es gibt total viele Weiterbildungen, in denen
man gemeinsam berät, was man zu bestimmten Themen im Unterricht so
machen kann. Die Ideen werden dann in einem Ordner gesammelt und wenn
einem mal nix einfällt, kann man da schnell reinschauen. Ich glaube,
ich lern in dem Praktikum megaviel und bin einfach nur krass happy
und erleichtert. Alle die, die wissen, wies mir vorher ging, denken
sich jetzt bestimmt: Typisch Jule, umsonst Stress geschoben aber
naja. Langweilig wird’s definitiv nicht. Ne Masterarbeit gibt’s
ja auch noch ne?;)
Heute Abend war ich dann in der
deutschen Sprachschule. Ute hat mir gleich erzählt, dass es einen
Schüler gibt, der Privatstunden möchte. Da sie ausgelastet ist, hat
sie ihm gleich meine E-Mail-Adresse gegeben. Gibt’s also auch noch
was für die Reisesparbüchse. Die kolumbianischen Schüler sind
toll, einfach nur toll. Sie grinsen einen an, freuen sich, dass man
da ist und wollen einfach nur deutsch lernen. Ich glaub mit denen
habe ich auch meinen Spaß. Ein Schüler (Schüler klingt so jung-
sie sind ja teilweise schon über 25) blieb nach dem Unterricht da
und fragte ganz schüchtern: „Darf ich was auf Englisch sagen?“,
um uns dann mitzuteilen, dass wir ihn jederzeit um Rat fragen
dürften, wenn wir ein Problem haben. Ich glaube ja, er hat von
unserer einladenden Dachterrasse gehört, auf der wir am Freitag mit
Miguel ein paar gute deutsche Bierle zischen wollen und möchte sich
anschließen. Oder er ist einfach nur der liebste Mensch der Welt,
sowie alle hier.
Kulinarisch haben wir heute keine
Glanzleistungen vollführt. So eine Kochnische mit zwei Herdplatten
ist doch nicht das Gleiche, wie meine Küche in Dresden und Lyon. Zum
Abendbrot haben wir versucht, Kochbananen zu frittieren. Ein halber
Liter Öl tut uns jedoch in der Seele weh und deshalb wurden sie
natürlich nicht so geil wie am Sonntag bei Miguel und seiner
Freundin.
Abgerundet wurde der Tag von einem herrlichen Gewitter in den fernen Andenhöhen
Liebe Grüße von zwei äußerst
glücklichen Deutschen in Kolumbien, die ihr Glück, hier zu sein und
bereits so integriert zu sein noch nicht fassen können und deshalb
überglücklich ins Bett gehen.
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