Die Reise fing erst mal mit viel Herzrasen und Schweiß an.
Nachdem das Online-Einchecken für den Flug nicht funktionierte musste die
Hotline der Fluggesellschaft herhalten. Der Hans am anderen Ende erzählte mir
dann zunächst dass wir für die Einreise in die USA, auch wenn nur zum
Umsteigen, ein ESTA-Visum hätten beantragen müssen. Ohne ESTA, kein Abflug.
Außerdem gilt das ESTA nur 90 Tage. Wenn wir also 5 Monate später wieder nach
Hause wollen, geht das nicht über die USA oder es geht schon gar nicht los.
Hansis fachmännischer Tipp: US Botschaft anrufen und fragen was ich machen
kann. Zu diesem Zeitpunkt waren es noch ca. 20 Stunden bis zum Flug.
Eine Nummer der Botschaft mit der einem bei Visa-Problemen
geholfen wird war schnell gefunden. Nach einigen Bandaufnahmen und Navigieren
durch das Telefonmenü das ernüchternde Ergebnis: Man bekommt keine Person an
die Leitung, nur eine Bandaufnahme mit Informationen über ESTA, die mir 30
Sekunden Google aber bereits gegeben hatte.
Die Zeit schritt gemütlich weiter Richtung Abflug. Alles was
mir zu diesem Zeitpunkt noch einfiel war, das ESTA online zu beantragen und
sehen, was passiert.
Das Formular war relativ schnell mit Pass-Informationen und
dämlichen Fragen wie, „Haben Sie vor in den USA ein Verbrechen zu begehen“
beantwortet. In diesem Fall habe ich auch nicht, wie sonst, geraten, sondern
selbstsicher mit „Nein“ geantwortet.
Nach Abschicken des Antrags sagt mir der Computer trotzdem:
„Aufgrund Ihrer Antworten ist eine schnelle Erstattung der Genehmigung nicht
möglich. Sie bekommen innerhalb der nächsten 72 Stunden Bescheid gegeben.“
Perfekt danke ich mir. Nun hatte ich erst einmal mehrere Stunden mit Puls 800
vor mir. In der Zwischenzeit war auch Jule mit Anhang eingetroffen so dass wir
uns wenigstens gegenseitig verrückt machen konnten.
Letzt endlich wurde die Genehmigung nach nur zwei Stunden
erteilt. Auch wenn das Online-check-in nicht mehr funktioniert hat, wurde mir
seitens der Airline versichert, dass jetzt alles in trockenen Tüchern läge.
Nach dieser Aufregung dachte ich, dass ich mich um den Rückflug auch von
Kolumbien aus kümmern könnte. Ein bisschen Entspannung klang mir doch etwas
interessanter.
Der nächste Tag, der Tag des Abflugs, begann früh, gegen
4:30 Uhr. So konnten wir pünktlich losfahren und waren um ca. 7:30 am
Flughafen, wenn auch nicht gänzlich ohne Umweg. Der Flug war für 10:25
angesetzt.
Am Selbst-Check-In funktionierte das Einchecken für Jule,
für mich jedoch wieder nicht. Laut Personal wieder kein Problem, einfach hinten
in die Schlange einreihen. Am Schalter angekommen, wird uns gesagt, dass wir
nicht fliegen können, wegen dem schon erwähnten Rückflug. Am Buchungsschalter
von Delta Airlines kann uns auch nicht geholfen werden, da nur das Reisebüro
Einfluss auf die Buchung hat. Das Ziel war es nämlich, den Rückflug so
umzubuchen, dass er nicht über die USA geht.
Beim Anruf der Reiseagentur sagt uns die nette Bandansage,
dass keiner Zuhause ist und erst ab 9:00 die Verhandlungen beginnen können.
Nächste Möglichkeit: Einen zusätzlichen Flug zurück buchen und hoffen, dass wir
für den schon gebuchten noch ein paar Cent wieder bekommen. Bei TUI wären es
800€, bei Delta nur 1200€. Da alle beteiligten schon sichtlich durch den Wind
waren, hat sich eine der netten Mitarbeiterinnen Jule angenommen. Ihr Vorschlag
war, dass wir einen Flug nach Costa Rica hinzu buchen sollten. Durch die
speziellen Gesetze dort, wäre ein Flug dorthin erlaubt. In Atlanta sollte wir
vorgaukeln dass wir unsere Route geändert hätten und nun doch nach Kolumbien
wollen. Während dem Gespräch kam auch zur Sprache, dass ich ja eine
offizielle Bestätigung der Uni in
Manizales habe, dass ich dort für 5 Monate arbeiten kann. Dies zog weitere
Nachforschungen nach sich, wobei sich schließlich heraus stellte, dass die
Gesetzeslage in Kolumbien ähnlich der in Costa Rica sind und wir von vorne rein
einfach hätten einchecken dürfen.
Soweit hat also alles wie am Schnürchen funktioniert. Nach
einem weiteren, kleineren Stolperstein bezüglich des ESTA konnte es losgehen.
Im Flieger ist es bisher Turbulent zugegangen und dank meiner Freizeit in den
voran gegangenen Wochen ist die Filmauswahl auf fast nichts geschrumpft. Aber
das Essen schmeckt und wir haben es auch schon fast über den Atlantik
geschafft, was ich als einen Sieg empfinde.
Atlanta,Bogota und
Manizales
In Atlanta hieß es dann erstmal anstellen zur Pass- und
Visumskontrolle. In Atlanta befindet sich der weltgrößte Transitflughafen.
Bemerkt haben wir das daran, dass wir nicht mal 5 Sekunden stehen bleiben
durften: „Go all the way down! Fill up the space!“ Mir diesen Worten wurden wir
geradezu getrieben. Bei der Passkontrolle ging alles glatt. Als ich fertig war,
war nur kein Michel mehr da. Er ist vor mir zur Passkontrolle gegangen und
musste schon weiter. ;)
Unser ca. vierstündiger Flug anschließend nach Bogotá
verlief dann eher im Delirium. Nach deutscher Zeit war es schon nach
Mitternacht und wir waren ja seit 4 auf den Beinen. Beim Warten auf das
Boarding haben wir jedoch schon ein bisschen kolumbianische Kultur miterlebt.
Alle Fluggäste unterhielten sich angeregt. Keiner blieb auf seinen Platz
sitzen. Die Menschen plauderten, ohne sich zu kennen. Ziemlich cool.
Gegen 10 abends Ortszeit kamen wir in Bogotá an. Beim
Verlassen des Fluggeländes hat uns gleich ein Taxifahrer angequatscht. Weil wir
es nicht besser wussten haben wir 40.000 Pesos bis zum Hostel bezahlt. Im
Hostel erfuhren wir, dass so eine Fahrt eigentlich 20.000 Pesos kostet. Naja, wurde unser Nichtwissen also gleichmal ausgenutzt ;) Nur so zum Verständnis: 1
Euro sind ca. 2800 Pesos, je nach Kurs. Aber mit dem Umrechnen haben wir sowieso
noch unsere Probleme.
Von Bogotá haben wir nicht viel gesehen. Das steht dann
später auf unserem Reiseplan. ;)
Die Höhe hat uns jedoch ziemlich zu schaffen gemacht. Bogotá
liegt auf 2800 Metern. Mir war total schwindlig und selbst Michel, der
eingeschworene Bulle, hatte etwas zu kämpfen. Die Rückfahrt zum Flughafen war
ziemlich cool. Der Taxifahrer hat viel mit uns geredet. Noch ist die
Konversation ziemlich einseitig: „Entiendo…“ war meistens unsre Antwort aber
verstanden haben wir viel.
Jetzt gings also nach Manizales ;). Während des Fluges haben
wir trotz Wolken ein bisschen was von der Landschaft sehen können. Es ist sehr bergig. Von Bogotá nach Manizales
sind es eigentlich nur ca. 300 km, mit dem Auto würde die Fahrt jedoch
mindestens 7 Stunden dauern. Vielleicht könnt ihr euch jetzt was darunter
vorstellen.;)
Manizales wirkte beim Landen gleich wie das Paradies. Die
500 Meter weniger machten sich gleich bemerkbar. Die Temperatur war sehr
angenehm (20 grad) und das Klima angenehm humid. Luis Miguel, der perfekt
deutschsprechende Arbeitskollege von Michel, hat wie versprochen auf uns
gewartet und ist mit uns zum Hostel gefahren. Für ca. 12 Euro pro Person die
Nacht haben wir hier ein Doppelzimmer mit Frühstück und Bad direkt im Zimmer.
Wir leben also wie die Könige ;).
Luis Miguel ist gleich mit uns Mittagessen gegangen. Bereits
auf dem Weg dorthin haben wir viel tolles über die menschen und das Leben in
Kolumbien erfahren. KolumbianerInnen sind verdammt schöne Frauen. Fast alle
haben lange dunkle Haare und dunkle Augen (krass oder? ;)). Sie haben einen
tollen Körper. Selbst ich als Frau hab sie ziemlich oft angesehen. Luis Miguel
fällt da gleich mal aus der Reihe: er hat grüne Augen. Die Männer sehen auch
nicht verkehrt aus, sind aber sehr klein. Das Essen war sehr lecker, aber
fettig. Vegetarier haben es hier eher schwer. Es gibt zu fast jedem Gericht
Fleisch, Reis und Kochbananen. Sonst auch viel Linsen und rundes Maisbrot, was
zu fast allen Mahlzeiten gegessen wird. Generell wird fast alles frittiert. Das
Essen war entgegen dem, was wir gelesen haben sehr salzig und die Getränke sehr
süß. Für zwei Euro für das gesamte Menü inklusive Vorsuppe und Getränk, wird
man sich aber nicht beschweren.;)
Manizales ist in 6 Sozialschichten aufgeteilt. Je nach
Sozialschicht zahlt man seine Steuern. Die 6. Ist die höchste und teuerste. Je
nach Sozialschicht wohnt man in einem bestimmten Stadtteil. Und je nach
Stadtteil ist es auch dementsprechend gefährlich. Unser Hostel und unsere
Wohnung ist in der sechsten Zone. Also alles safe. Miguel wohnt auch in der
sechsten Zone. Hier brauchen wir eigentlich keine Angst zu haben, dass uns
etwas passiert. Miguel selber ist noch nie überfallen worden, war aber auch
noch nie in den „gefährlichen Stadtteilen“. Wir würden nachts ja auch nicht
nach Gorbitz fahren (nix gegen Leute, die da wohnen). ;) Insgesamt muss man
halt n bissel aufpassen. Miguel kennt dennoch viel, die bereits überfallen
worden.
Manizales wurde mehrere Male durch Vulkanausbrüche und Feuer
zerstört und bietet folglich kein wirklich historisches Zentrum. Dennoch gibt
es sehr schöne Ecken. Die Hauptstraße im Zentrum ist sehr belebt . Überall
sitzen und plaudern Menschen und es ist sehr laut wegen der Unterhaltungen.
Nach Manizales verschlägt es relativ wenige Touristen, was wir einerseits nicht
verstehen können, andererseits aber total klasse finden.
Miguel ist mit uns zum Aussichtspunkt, von wo aus man
täglich den Sonnenuntergang betrachten kann. Deshalb hat der chilenische Dichter Pablo
Neruda auch über Manizales gesagt: „Mánizales, una fábrica de Atardecers“
(Manizales, Fabrik der Sonnenuntergänge). Von dem Aussichtspunkt aus sieht man
in verschiedene Täler runter. Dort haben viele Kolumbianer ihre Fincas, ihre
Ferienhäuser. Diese kann man mieten und ist sofort in der Natur.
Vom Aussichtspunkt gings dann zurück mit dem Bus. Egal wo
man steht, man kann sie sich einfach ranwinken und aussteigen, wo es einem beliebt. Jeder Fahrt
muss einzeln bezahlt werden und kostet genau 1150 Pesos (ca. 50 Cents).
Die Kolumbianer gehen zeitiger feiern als wir. Um Neun
geht’s meistens ab in den Club und um zwei machen sie zu. Das gefällt uns
schonmal ziemlich gut;). Miguel brannte die Frage auf der Zunge, wie wir denn
bitte in Deutschland tanzen. Das könnte er sich ja überhaupt nicht vorstellen.
Hier wird vor allem Salsa, Meringue und Reggaeton getanzt. ;)
Unser erster Tag in unserer neuen Heimat war für uns schon
sehr aufregend und wir freuen uns auf unsere Zeit.
So... Habe ich es endlich geschafft, euren ersten Artikel zu lesen. Ich dachte erst, es würde nur Michel schreiben, und war dementsprechend verwirrt, als von Michel in der 3. Person gesprochen wurde. Aber ihr schreibt beide (oder sind es noch mehr?) sehr schön.
AntwortenLöschenWünsche euch noch viel Spaß!
Der Matti