Montag, 9. Juni 2014

Vulkane, Gletscher und ein Haufen Vögel

Santa Isabel

Söö, langsam aber sicher bewegen wir uns auf das Ende des zweiten Monats zu. Die Hundehaare in der neuen Wohnung nähern sich einer angenehm niedrigen Konzentration und das Spanisch wird, wenn auch schleichend, stetig besser.
Da ein Freund von uns das vergangene Wochenende eine Tour auf den Vulkan "Santa Isabel" im Nationalpark Nevado gebucht hatte, entschieden wir uns kurzerhand, ihm zu folgen. Einen weiteren Beweis für die Freundlichkeit der Kolumbianer hat er dadurch erbracht, dass er alles, von vorne bis hinten für uns organisiert hat. Ich musste lediglich erwähnen, das wir eventuell auch mal gerne dort hin fahren würden.
Der Vulkan Santa Isabel ist zwar mit ca. 4900m der kleinere von beiden hier gelegenen Feuerbergen, jedoch ist er nicht aktiv und es gibt einen begehbaren Gletscher.
Die Tour begann morgens um 4:45 Uhr durch Abholung vor der Haustür. Das Fahrzeug der Wahl war dieses mal ein Geländewagen mit nur 7 Plätzen. Nachdem wir den Rest der Leute eingesammelt hatten, unter anderem unseren Freund, ging es über Villamaria raus aus der Zivilisation und immer bergauf. Der erste Stop, nach ca. einer Stunde, wurde gemacht um den Sonnenaufgang  zu genießen. Dazu gab es einen kleinen netten Wasserfall. Da ich im Prinzip noch geschlafen habe, wurde die Fotos jedoch, durch die Blume gesagt, richtig schön scheiße.
Glücklicherweise wurde selbiges eine halbe Stunde später erneuert, wenn auch ohne Sonnenaufgang.


Schließlich kamen wir ein eine kleiner Finka, um unser wohlverdientes Frühstück entgegen zu nehmen. Wie eigentlich immer, gab es Arepa, Butter und Ei. Dort haben wir uns auch mit den anderen Gruppen getroffen, mit denen wir später noch zusammen den Berg bezwingen sollten. Die in einer kleinen Hochebene gelegenen Finka bot dann doch noch eine Art Sonnenaufgang, da die Sonne noch nicht die hohen Berge erreicht hatte.


Nach weiteren 1,5 Stunden hatten wir mittlerweile die 4200m erreicht und die kleine Wanderung konnte beginnen. Das erste, was wir nach dem Aussteigen vernommen konnten, war, dass die Temperatur sich weit vom tropischen Normal entfernt hatte und der Wind die Ohren zum flattern bringen konnte. Also wurde zunächst alles angezogen, was irgendwie nach Stoff ausgesehen hat.
Nachdem der Führer uns noch einige Atemtechniken mit auf den Weg gegeben hat, konnte es los gehen. Die Flora in dieser Höhe besteht im Prinzip nur aus einigen Flechten und eine Sorte Gras, sowie einer Art weißen Blume und einem kaktusähnlichen Gebilde, welches wegen seiner wenigen Blätter jedoch nur sehr langsam an Höhe gewinnt. Das ehemalige Gletscher-Gebiet war durch die ausgeschürfte Landschaft und vielen Lagunen erkennbar.                                                                 Schnell wurde auch das Atmen ein Problem und ein Weitergehen konnte nur durch viele Pausen gewährleistet werden. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir auch schon einige Ausfälle in unseren Reihen zu verzeichnen. Andere, zumeist Leute vom zarten Geschlecht, konnten nur an der Hand und mit viel Mutmachen weitergehen. Nach der kleinsten Anstrengung hat man bereits das Gefühl, als müsse würde das Atmen nicht ausreichen um das Verlangen nach Sauerstoff zu stillen. Nach einer kleinen Pause geht es zwar wieder, jedoch kommt das Gefühl der Sauerstoffnot nach wenigen Schritten sofort wieder zurück. Auf dem Weg bekam Julia sogar die Handschuhe einer netten kleinen Kolumbianerin, die farblich sogar auf die Jacke abgestimmt waren. Die Tour entwickelte sich also zu einem perfekten Tag.
Vorbei an Tieren, nämlich einem Vogel, riesigen Felsbrocken, welche angeblich der Vulkan seiner Zeit in der Gegend umher geschleudert hat, und hier und da ein wenig Schnee, kamen wir schließlich zu dem Gletscher, welcher das Ziel der Wanderung darstellte. Natürlich waren wir die ersten, was ich auf die Empanadas schiebe, auf die wir an diesem Tag verzichtet hatten. Ich kann leider nicht sagen, wie groß der Gletscher war, da der Nebel nicht all zu viel Sicht zuließ. Trotzdem war es ein beeindruckender Anblick und man konnte die Gewalt förmlich fühlen, mit der sich die Schneezunge durch den Berg frisst.






Zwar hatte sich mittlerweile ein wenig Kopfweh breit gemacht, trotzdem gestaltete sich der Rückweg insgesamt einfacher und zusätzlich war der Nebel mittlerweile eine wenig der schönen Aussicht gewichen. Die Rückfahrt ging erneut über die Finka, bei der es noch ein deftiges Mittagessen gab. Dazu gab es einen Kaffee, der mit Panela angefertigt war, so dass er schon pappsüß aus der Maschine kam. Da die Kolumbianer generell viel Zucker in ihren Kaffee machen, sind so einige auf die süße Falle hereingefallen, und der Kaffee wurde, für mich zumindest, ungenießbar.




Birding (die wörtliche Übersetzung würde etwas weit führen, aber es geht darum Vögel anzuglotzen)

Da die Besitzerin der Deutschschule Ornithologin ist und viele Trips dieser Art mit ihrer Gruppe zusammen macht, können wir jeweils das erste Wochenende jeden Monats bei den Vogelbegeisterten  mitmachen. So auch diesen Samstag. Hierzu mussten wir pro Person ca. 2€  sowie ein paar süße Versuchungen für die Vögel einpacken. Im Gegenzug bekamen wir eine Busfahrt, den Eintritt in den Park sowie einen vogelkundigen Führer. Der Park der Wahl war dieses mal der "Parque Rio Blanco", der sehr nahe bei Manizales liegt und den wir schon längst einmal besuchen wollten. Am Grenzgebiet der Stadt leben die ärmeren Leute, die mitunter dadurch ihr Geld verdienen, dass sie das Flussbett ausschaufeln, die Fraktionen trennen und das Gewonnene als Baumaterial verkaufen.
Die Vogelmenschen sind ein heiteres Völkchen von 10 bis 60 Jahren mit teilweise sehr teurer Kameraausrüstung.
An der "Basis" angekommen, gab es bereits unzählige Kolibris zu bewundern, die sich an dem aushängenden Zuckersaft die Schnäbel vollsaugten. Natürlich wurden uns die diversen gesichteten Vögel genannt, aber merken kann sich das natürlich kein Mensch. Zumindest hab ich gelernt, dass Vögel ihre schmackhaften Würmer nicht erschnuppern oder sehen, sondern durch Sensoren in ihren Beinen jede Bewegung der wirbellosen Tierchen registrieren.
Außerdem sind wir noch sind wir noch an einer Finka vorbeigekommen, auf deren Hof wir etwas entdeckt hatten, was ich zunächst für selbstgebaute "Ramps" von den Youngstern des Hofs hielt. Tatsächlich handelte es sich jedoch um die Tore des Nationalspiels Kolumbiens, "Tejo". Von unserem Führer, der wohl ein fleißiger Tejo-Spieler ist, habe ich mich auch direkt die Regeln erklären lassen. 
Zunächst ist das ganze eine Team-Sportart, bei der sowohl viel Alkohol und Schwarzpulver involviert ist. Ich persönlich war an dieser Stelle bereits Fan und Liebhaber des Sportes.
Es gibt einen ca. 680g schweren, steinernen oder eisernen diskusförmigen Puk, welches man aus ca. 20m Entfernung auf die im Bild zu sehende Fläche wirft. Normal ist diese nicht, wie im Bild, abgedeckt, sondern mit Ton voll. Auf dem Ton ist ein Kreis gezeichnet und auf der Kreislinie sind kleine Schwarzpulverpäckchen versteckt, die mit einem farbigen Dreieck markiert sind. 1 Punkt gibt es für den, der am nächsten an den Kreis geworfen hat, sofern keiner getroffen hat. 3 Punkte hat der Spieler, der es zu einer Explosion schafft, also das Schwarzpulversäckchen trifft. Wer in den Kreis trifft bekommt 6 Punkte und wer es mit einer Explosion in den Kreis schafft, darf sich 9 Punkte geben. Dazu gibt es viel Bier und Aguardiente. Da der Sport seit dem Jahr 2000 als Nationalsport eingetragen ist, gibt es natürlich auch Mannschaften und Turniere. Bei den offiziellen Turnieren ist jedoch kein Alkohol zugelassen, was bestimmt die Treffsicherheit einiger Spieler stark beeinträchtigt. 
Neben Vögeln gibt es in dem Park auch einige Füchse, Igel und Brillenbären. Einen davon gab es davon auch in Gefangenschaft. Leider etwas einsam, aber trotzdem mit jeder Menge Platz. Wir konnten noch einige, mal bunt, mal weniger bunte Vögel zu Gesucht bekommen. Am Ende haben wir uns trotzdem darauf gefreut unsere Nackenverspannungen auszukurieren. 







Am Sonntagnachmittag haben wir noch eine kleine Wanderung mit zwei Freunden aus der Französischschule unternommen. Wir haben uns zunächst mit Miguel getroffen, einem kleinen, Gel-gelockten Jogginghosenträger der, wie alle hier, super nett ist. Zusammen mit ihm sind wir zu Angela, ihrem Mann und ihren beiden Hunden. Die beiden scheinen zur oberen Mittelschicht zu gehören, da sie ein eigenes Haus in einem abgezäunten Gebiet samt Pickup-Truck besitzen. Sie haben zusammen einen Laden für Motorradartikel und nebenbei bäckt sie noch täglich Brownies, die sie dann weiterverkauft. Außerdem fahren die beiden bald nach Deutschland, für die Moto GP in der Nähe von Dresden. Bei der Gelegenheit gibt es zu sagen, dass es auffallend viele Leute gibt, die Straßenhunde aufgenommen haben, so auch Angela.
Außerdem stehen die beiden finanziell gesehen vielleicht deswegen so gut im Futter, weil Motorräder hier weitreichender und häufiger eingesetzt werden als in Europa. Da man auf die meisten Verkehrsregeln pfeifen kann, ist man natürlich um ein vieles schneller als mit Auto oder Bus. Zudem kann man damit eine dreiköpfige Familie bequem bewegen und auch Cargo lässt sich in Mengen transportieren, wofür ich sonst einen Autoanhänger benutze.

Zusammen mit Angela, Miguel und einem weiteren, älteren Gefährten sind wir an den Stadtrand gefahren um dort eine kleine Wanderung mit den Hunden zu unternehmen. Dank der Straßenhunde sind wir zeitweise mit fünf hechelnden "besten Freunden" in verschiedenen Ausführungen marschiert. Da Miguel heiß darauf war, Englisch zu reden und die beiden generell gerne Französisch reden wollten, kam zwar das Spanisch etwas kurz, dafür wurden wir an einer Finka mit einer "Pony Malta" vertröstet. Das Malzgetränk ist ähnlich unseres Caramalz, jedoch süßer und tatsächlich von einer richtigen Brauerei, die natürlich "Bavaria" heißt. Das Unternehme wurde 1889 von einem deutschen Einwanderer gegründet und war bis 2005 das zweitgrößte Brauereiunternehmen Südamerikas. Wie immer wurde sie dann von einem größeren Unternehmen aufgekauft, in diesem Fall von "SABMiller".

Nach einer kleiner Regenschauerpause unter einem Baum, nach der wir schön nass waren, haben wir uns die letzten Sonnenstrahlen reingedroschen und sind wieder nach Hause. Soweit der Status von hier drüben.