Dienstag, 22. April 2014

Nach dem Vergnügen kommt die Arbeit

Michel hatte heute sein erstes Treffen mit seinem Betreuer an der Uni. Es ist super gelaufen. Der Professor scheint ein sehr netter, lässiger und entspannter Typ zu sein. Michel hat keine festen Arbeitszeiten. Er muss nur so da sein, dass er sein Arbeitspensum schafft. Ich versuche mal kurz, seine Arbeit zu beschreiben. In Kolumbien werden ja viele Kochbananen (platanos) gegessen. Dabei entstehen viele Abfallprodukte und diese sollen Michel und Miguel nun auf ihre Verwendbarkeit zur Ethanolherstellung überprüfen. Der Prof möchte im Anschluss an die Arbeit ein paper veröffentlichen und Michel wird dann als Mitarbeitender mitgenannt. Wusste ich doch, dass son Ingenieursfreund durchaus seine Vorteile hat. ;)
Ich werde Michel ab und zu zur Uni, zum Spanischlernen begleiten. In der Unibibliothek gibt es nämlich extra „Arbeitsplätze“, wo man sich spanische Filme angucken kann, so als Entspannung. Diese „Entspannung“ nutzen wir die nächsten Tage gleich mal und tun dabei was für unser Spanisch.
Auch für mich war der heutige Tag professionell gesehen sehr erfolgreich. In der allianca francesa kann ich ein Praktikum machen. ;) Sie sind sehr begeistert, dass ich dort ein Praktikum machen will. Die Verantwortliche ist vor Lobpreisungen gar nicht mehr geworden. Ich werde als gleichwertige Lehrerin angesehen, darf alle duzen und auf die wöchentlichen Trinkabende soll ich sowieso mitgehen. Das Personal besteht aus 10 Lehrern, davon zwei Französinnen. Die eine wurde nicht mehr, als sie erfuhr, dass ich Deutsche bin, weil sie Deutsch so liebt. Ein paar der Kollegen sprechen nur spanisch. Die wurden gleich mal als Mir-Spanisch-beibring-Opfer auserkoren und immer wenn ich Lust habe, darf ich die nerven. Es gibt total viele Weiterbildungen, in denen man gemeinsam berät, was man zu bestimmten Themen im Unterricht so machen kann. Die Ideen werden dann in einem Ordner gesammelt und wenn einem mal nix einfällt, kann man da schnell reinschauen. Ich glaube, ich lern in dem Praktikum megaviel und bin einfach nur krass happy und erleichtert. Alle die, die wissen, wies mir vorher ging, denken sich jetzt bestimmt: Typisch Jule, umsonst Stress geschoben aber naja. Langweilig wird’s definitiv nicht. Ne Masterarbeit gibt’s ja auch noch ne?;)
Heute Abend war ich dann in der deutschen Sprachschule. Ute hat mir gleich erzählt, dass es einen Schüler gibt, der Privatstunden möchte. Da sie ausgelastet ist, hat sie ihm gleich meine E-Mail-Adresse gegeben. Gibt’s also auch noch was für die Reisesparbüchse. Die kolumbianischen Schüler sind toll, einfach nur toll. Sie grinsen einen an, freuen sich, dass man da ist und wollen einfach nur deutsch lernen. Ich glaub mit denen habe ich auch meinen Spaß. Ein Schüler (Schüler klingt so jung- sie sind ja teilweise schon über 25) blieb nach dem Unterricht da und fragte ganz schüchtern: „Darf ich was auf Englisch sagen?“, um uns dann mitzuteilen, dass wir ihn jederzeit um Rat fragen dürften, wenn wir ein Problem haben. Ich glaube ja, er hat von unserer einladenden Dachterrasse gehört, auf der wir am Freitag mit Miguel ein paar gute deutsche Bierle zischen wollen und möchte sich anschließen. Oder er ist einfach nur der liebste Mensch der Welt, sowie alle hier.
Kulinarisch haben wir heute keine Glanzleistungen vollführt. So eine Kochnische mit zwei Herdplatten ist doch nicht das Gleiche, wie meine Küche in Dresden und Lyon. Zum Abendbrot haben wir versucht, Kochbananen zu frittieren. Ein halber Liter Öl tut uns jedoch in der Seele weh und deshalb wurden sie natürlich nicht so geil wie am Sonntag bei Miguel und seiner Freundin.
Abgerundet wurde der Tag von einem herrlichen Gewitter in den fernen Andenhöhen




Liebe Grüße von zwei äußerst glücklichen Deutschen in Kolumbien, die ihr Glück, hier zu sein und bereits so integriert zu sein noch nicht fassen können und deshalb überglücklich ins Bett gehen.

Nationalhelden und kolumbianische Kühe

Die ersten Tage "allein"


Wegen des Jetlags waren wir auch am Samstag schon sehr zeitig wach. Das Frühstück im Hostel besteht aus zwei Scheiben Toast mit je einer Scheibe Käse und Schinken sowie etwas Rührei. Dazu gab es ein paar Scheiben Apfel oder Passionsfrucht, eine heiße, viel zu süße, Schokolade und wahlweise Kaffee.
Da wir nicht wirklich viel vor hatten an dem Tag, sind wir die Sache ruhig angegangen. Als der Hunger uns dann doch auf die Straßen gelockt hat sind wir, wie schon am Vortag, die Hauptstraße "La Calle de Santander" vor gelaufen. Da es sehr viele kleine Restaurants gibt, jedoch so gut wie nichts traditionelles, haben wir uns einen Burger mit Soda und Kaffee bestellt. Das Ganze für 4800 COP also ca. 1,80€. Kann man sich also mal wieder leisten.
Anschließend ging es in gemächlichem Tempo wieder vor bis zur "Cathedral de Manizales", die mit ihrer eher einfachen Betonbauweise zwar nicht sonderlich schön, aber dafür stark genutzt ist. Man kann auch auf den 113m hohen Turm steigen, der dritt größte in Lateinamerika. Das haben wir uns jedoch wegen der schlechten Weitsicht für ein anderes Mal aufgehoben. Hinter der Kirche befindet sich das Regierungsgebäude des Bezirks "Caldas" sowie der Plaza de Bolívar, benannt nach Simón Bolívar. Der Kerl führte Ende des 18. Jahrhunderts die südamerikanische Unabhängigkeitsbewegung gegen die spanische Kolonialmacht an was ihn zum Nationalheld in vielen südamerikanischen Staaten machte und den Beinamen "El Libertador" einbrachte.


Nationalheld Simón Bolívar
"Es ist Zeit zu Gott zu fliegen" - aber nicht heute...

Plaza de Bolívar

Auf dem Rückweg ging es nochmal in den Supermarkt um uns ein paar exotische Früchte zu kaufen. Eine rote Ananas für weniger als 50 Cent. Eine Baumtomate, die wir uns roh reingelöffelt haben, was sich später als falsch heraus stellte. Der Geschmack war trotzdem interessant, jedoch sehr sauer. Eine Granadilla, die man wie ein Ei aufschlagen muss. Darin finden sich, ähnlich des Granatapfels viele Kerne mit Fruchtfleisch umschlossen. Der Geschmack ist super-exotisch und die Körner sind sehr knackig und passen gut dazu.
Auch haben wir eine Guave geholt, jedoch noch nicht gegessen, da sie noch nicht reif war.

Guave (Guayaba)
Baumtomate (Tamarillo)
Damit hat sich auch der zweite Tag in Manizales dem Ende zu geneigt.



Für den nächsten Tag war Wandern auf dem Plan. Dazu hatten wir uns von Luis Miguel noch ein paar Informationen an Vortag eingeholt. Da er meinte, wir würden uns auf den meisten Wegen verlaufen und sterben, blieb nur noch eine geteerte Straße hoch in die Berge. Nach dem Frühstück ging es pünktlich um 10 Uhr los. Das Wetter war zunächst angenehm, wurde jedoch schwüler und schwüler.
Nachdem wir unterwegs noch ein paar Empanadas für Jule geholt haben, damit sie nicht unterwegs eine Böschung runterflutscht, hatten wir nach 15 Minuten den Stadtrand erreicht. Von dort ging es stetig höher und die Farne wurden größer. Es gab viele Kühe und kleine Häuschen zu sehen, viele, viele Hunde und zudem einige Häuser von eher betuchteren Menschen. Insgesamt erinnerte der Anblick an die Alpen, wenn man mal von der Vegetation absieht.





Neben uns waren viele sportliche Kolumbianer mit Mountainbikes unterwegs, so dass man das "Bueanos dias" am Ende verinnerlicht hatte.
Da wir die Straße nicht verlassen wollten sind wir sie bis zum Ende gelaufen, welches nach ca. 2,5 Stunden erreicht war. Der Rückweg ging schnell, auch weil wir auf halber Strecke rast in einem kleinen Restaurant gemacht haben. Es gab nur vier Tische im Garten, einen selbstgebauten Grill und ein 30m²-Haus.
Der werte Gastwirt bot uns direkt  irgendein fleischiges Gericht an dessen genauen Wortlaut niemand verstehen konnte, aber wir haben es trotzdem genommen. Dazu gab es wiedermal Kaffee und einen frischen Grapefruit-Saft der wieder ziemlich gezuckert war. Nachdem wir ihm klar gemacht haben, dass wir keine Amerikaner sind und das Jules Fleisch "muy hecho" und meines "mas o menos" sein sollte, konnte der Schmaus auch direkt losgehen. Wir haben also ein großes, saftiges Stück Rindfleisch bekommen, dazu Reis, eine Kartoffel und eine "Arepa", so eine Art Maisküchlein. Das Gericht war zwar etwas teurer, aber dafür auch sehr lecker. Und 3,70€ (10.000 COP) sind auch trotzdem nicht die Welt.


Mittlerweile hatte es geregnet und das Klima war recht angenehm. Da wir auch die letzten Gäste waren, konnten wir uns noch etwas mit dem Besitzer unterhalten. Er kannte Angela Merkel, die mächtiste Frau der Welt, aber sonst nicht viel.
So langsam zog auch ein Gewitter auf, weswegen wir uns schnell auf den Heimweg machten. Im Hostel hatte Luis Miguil bereits eine SIM-Karte hinterlegt. Keine 10 Minuten später hat er uns auch direkt angerufen. Da seine Freundin, die über die Ferien bei ihren Eltern, ca. 3 Stunden entfernt, gewohnt hatte, wieder in der Stadt war, hat er uns vorgeschlagen eine Kleinigkeit Trinken zu gehen.
Nach ein wenig Eingewöhnungszeit ging es einigermaßen gut mit dem Spanisch. Und zur Not konnte man ja Luis Miguel um Rat fragen. Eine kleine Französischeinlage von Jule hat direkt zwei alte Franzosen aus Lyon auf den Plan gerufen. Diese versuchen ein Austauschprogramm zwischen den Universitäten in Lyon und Manizales ins Leben zu rufen. Da Jule sich jedoch laut Pass doch nicht als Französin heraus gestellt hatte, wurde nur etwas Small-Talk ausgetauscht. Mittlerweile waren alle hungrig geworden, so dass die beiden Einheimischen vorgeschlagen hatten, etwas bei Estefanía zu kochen, da sie nur wenige Meter von unserem Hostel entfernt wohnt.
Also habe wir uns im Supermarkt noch flott ein paar Kochbananen, Tomaten, Lulos, Würstchen und  Käse geholt.
Während die beiden das Kochen übernommen haben, haben wir in Ruhe zu ein paar Salsa-Tunes gechillt.
Die Kochbananen wurden frittiert, gemanscht und zu Küchlein geformt und nochmals frittiert. Die Würstchen wurde mit den Tomaten, Zwiebeln und Knoblauch etwas eingekocht, der Käse wurde aufgeschnitten. Dazu gab es Lulo-Saft.
Man belegt nun die mehrfach frittierten Kochbananen wie man möchte mit Kuchen und dem Eingekochten, wie ein Stück Brot. Wieder sehr fettig und "muy rico"
Da wir irgendwann zu müde zum Spanisch sprechen waren, wurde der Heimweg angebrochen.




















Universidad Nacional

Für den heutigen Tag haben wir uns für 9 Uhr mit Luis Miguel an der Uni verabredet. Der Campus ist noch relativ neu und es gibt auch noch einige Baustellen. Aber insgesamt ist alles sehr hübsch gemacht und es herrscht ein gutes Flair.
Für die Chemie-Ingenieure gibt es tatsächlich ein eigenes, 16-Monate altes Gebäude mit viel Platz. Professor Fontalvo war leider nicht da, aber dafür zwei Studenten die auch in seiner Forschungsgruppe arbeiten. Diese haben uns ins Labor gelassen, welches noch lange nicht gefüllt ist aber sehr großzügig aufgebaut ist. Dort werde ich meinen eigenen Perkolator-Reaktor mit Ofen und HPLC haben. Zusätzlich gibt es noch einige Arbeitsplätze mit Highspeed-Internet. Ich habe auf jeden Fall richtig Lust auf die Arbeit bekommen.
Die Bibliothek ist ebenfalls ganz neu und bietet eine riesige Fensterfront mit Blick auf die Berge.

Übrigens werden in Kolumbien augenscheinlich keine Regeln befolgt, auch wenn es sie gibt. Das fängt bei Anschnallen, über rote Ampeln gehen und Alkohol in der Öffentlichkeit an und hört damit auf, dass in der Uni fleißig aus den Büchern kopiert wird. Aber irgendwie funktioniert ja doch alles mehr oder weniger.

Da sich mittlerweile auch unsere Vermieterin gemeldet hatte, war für 12:00 Uhr der Umzug geplant.
Die Wohnung ist nicht all zu groß, ca. 24m², mit kleinem Bad und eingebauter Küche. Dafür gibt es aber eine große, private Terrasse und Dank des Sicherheitsmannes brauchen wir nie selbst die Wohnungstür aufmachen.

Gegen Abend ging es noch in die Deutschschule, die, wie sich nach einiger Rumfragerei, direkt bei uns um die Ecke ist. Die Schulmaterialien sind schon etwas älter, aber dies liegt wohl daran, dass die Schulbesitzerin bereits seit mehr als 30 Jahren in Manizales lebt. Weil sie  schon so viel für das Land getan hat, wurde ihr als Ehrung die kolumbianische Staatsbürgerschaft geschenkt. Gegen Ende ist es doch noch zu ein wenig Small-Talk gekommen, außerdem dürfen wir sie nun duzen und Jule hat eine Hand voll Unterlagen bekommen. Zudem darf Jule jetzt abends für die Stunden immer hospitieren kommen, wobei sie sich jeweils Gedanken machen soll, wie man den Schülern beim Lernen helfen könnte.



Insgesamt also ein sehr erfolgreicher Tag.  

Stuttgart - Atlanta - Bogotá - Manizales

Stolperstart


Die Reise fing erst mal mit viel Herzrasen und Schweiß an. Nachdem das Online-Einchecken für den Flug nicht funktionierte musste die Hotline der Fluggesellschaft herhalten. Der Hans am anderen Ende erzählte mir dann zunächst dass wir für die Einreise in die USA, auch wenn nur zum Umsteigen, ein ESTA-Visum hätten beantragen müssen. Ohne ESTA, kein Abflug. Außerdem gilt das ESTA nur 90 Tage. Wenn wir also 5 Monate später wieder nach Hause wollen, geht das nicht über die USA oder es geht schon gar nicht los. Hansis fachmännischer Tipp: US Botschaft anrufen und fragen was ich machen kann. Zu diesem Zeitpunkt waren es noch ca. 20 Stunden bis zum Flug.
Eine Nummer der Botschaft mit der einem bei Visa-Problemen geholfen wird war schnell gefunden. Nach einigen Bandaufnahmen und Navigieren durch das Telefonmenü das ernüchternde Ergebnis: Man bekommt keine Person an die Leitung, nur eine Bandaufnahme mit Informationen über ESTA, die mir 30 Sekunden Google aber bereits gegeben hatte.
Die Zeit schritt gemütlich weiter Richtung Abflug. Alles was mir zu diesem Zeitpunkt noch einfiel war, das ESTA online zu beantragen und sehen, was passiert.
Das Formular war relativ schnell mit Pass-Informationen und dämlichen Fragen wie, „Haben Sie vor in den USA ein Verbrechen zu begehen“ beantwortet. In diesem Fall habe ich auch nicht, wie sonst, geraten, sondern selbstsicher mit „Nein“ geantwortet.
Nach Abschicken des Antrags sagt mir der Computer trotzdem: „Aufgrund Ihrer Antworten ist eine schnelle Erstattung der Genehmigung nicht möglich. Sie bekommen innerhalb der nächsten 72 Stunden Bescheid gegeben.“ Perfekt danke ich mir. Nun hatte ich erst einmal mehrere Stunden mit Puls 800 vor mir. In der Zwischenzeit war auch Jule mit Anhang eingetroffen so dass wir uns wenigstens gegenseitig verrückt machen konnten.
Letzt endlich wurde die Genehmigung nach nur zwei Stunden erteilt. Auch wenn das Online-check-in nicht mehr funktioniert hat, wurde mir seitens der Airline versichert, dass jetzt alles in trockenen Tüchern läge. Nach dieser Aufregung dachte ich, dass ich mich um den Rückflug auch von Kolumbien aus kümmern könnte. Ein bisschen Entspannung klang mir doch etwas interessanter.
Der nächste Tag, der Tag des Abflugs, begann früh, gegen 4:30 Uhr. So konnten wir pünktlich losfahren und waren um ca. 7:30 am Flughafen, wenn auch nicht gänzlich ohne Umweg. Der Flug war für 10:25 angesetzt.
Am Selbst-Check-In funktionierte das Einchecken für Jule, für mich jedoch wieder nicht. Laut Personal wieder kein Problem, einfach hinten in die Schlange einreihen. Am Schalter angekommen, wird uns gesagt, dass wir nicht fliegen können, wegen dem schon erwähnten Rückflug. Am Buchungsschalter von Delta Airlines kann uns auch nicht geholfen werden, da nur das Reisebüro Einfluss auf die Buchung hat. Das Ziel war es nämlich, den Rückflug so umzubuchen, dass er nicht über die USA geht.
Beim Anruf der Reiseagentur sagt uns die nette Bandansage, dass keiner Zuhause ist und erst ab 9:00 die Verhandlungen beginnen können. Nächste Möglichkeit: Einen zusätzlichen Flug zurück buchen und hoffen, dass wir für den schon gebuchten noch ein paar Cent wieder bekommen. Bei TUI wären es 800€, bei Delta nur 1200€. Da alle beteiligten schon sichtlich durch den Wind waren, hat sich eine der netten Mitarbeiterinnen Jule angenommen. Ihr Vorschlag war, dass wir einen Flug nach Costa Rica hinzu buchen sollten. Durch die speziellen Gesetze dort, wäre ein Flug dorthin erlaubt. In Atlanta sollte wir vorgaukeln dass wir unsere Route geändert hätten und nun doch nach Kolumbien wollen. Während dem Gespräch kam auch zur Sprache, dass ich ja eine offizielle  Bestätigung der Uni in Manizales habe, dass ich dort für 5 Monate arbeiten kann. Dies zog weitere Nachforschungen nach sich, wobei sich schließlich heraus stellte, dass die Gesetzeslage in Kolumbien ähnlich der in Costa Rica sind und wir von vorne rein einfach hätten einchecken dürfen.
Soweit hat also alles wie am Schnürchen funktioniert. Nach einem weiteren, kleineren Stolperstein bezüglich des ESTA konnte es losgehen. Im Flieger ist es bisher Turbulent zugegangen und dank meiner Freizeit in den voran gegangenen Wochen ist die Filmauswahl auf fast nichts geschrumpft. Aber das Essen schmeckt und wir haben es auch schon fast über den Atlantik geschafft, was ich als einen Sieg empfinde.


Atlanta,Bogota und Manizales

In Atlanta hieß es dann erstmal anstellen zur Pass- und Visumskontrolle. In Atlanta befindet sich der weltgrößte Transitflughafen. Bemerkt haben wir das daran, dass wir nicht mal 5 Sekunden stehen bleiben durften: „Go all the way down! Fill up the space!“ Mir diesen Worten wurden wir geradezu getrieben. Bei der Passkontrolle ging alles glatt. Als ich fertig war, war nur kein Michel mehr da. Er ist vor mir zur Passkontrolle gegangen und musste schon weiter. ;)
Unser ca. vierstündiger Flug anschließend nach Bogotá verlief dann eher im Delirium. Nach deutscher Zeit war es schon nach Mitternacht und wir waren ja seit 4 auf den Beinen. Beim Warten auf das Boarding haben wir jedoch schon ein bisschen kolumbianische Kultur miterlebt. Alle Fluggäste unterhielten sich angeregt. Keiner blieb auf seinen Platz sitzen. Die Menschen plauderten, ohne sich zu kennen. Ziemlich cool.
Gegen 10 abends Ortszeit kamen wir in Bogotá an. Beim Verlassen des Fluggeländes hat uns gleich ein Taxifahrer angequatscht. Weil wir es nicht besser wussten haben wir 40.000 Pesos bis zum Hostel bezahlt. Im Hostel erfuhren wir, dass so eine Fahrt eigentlich 20.000 Pesos kostet. Naja, wurde unser Nichtwissen also gleichmal ausgenutzt ;) Nur so zum Verständnis: 1 Euro sind ca. 2800 Pesos, je nach Kurs. Aber mit dem Umrechnen haben wir sowieso noch unsere Probleme.
Von Bogotá haben wir nicht viel gesehen. Das steht dann später auf unserem Reiseplan. ;)
Die Höhe hat uns jedoch ziemlich zu schaffen gemacht. Bogotá liegt auf 2800 Metern. Mir war total schwindlig und selbst Michel, der eingeschworene Bulle, hatte etwas zu kämpfen. Die Rückfahrt zum Flughafen war ziemlich cool. Der Taxifahrer hat viel mit uns geredet. Noch ist die Konversation ziemlich einseitig: „Entiendo…“ war meistens unsre Antwort aber verstanden haben wir viel.
Jetzt gings also nach Manizales ;). Während des Fluges haben wir trotz Wolken ein bisschen was von der Landschaft sehen können.  Es ist sehr bergig. Von Bogotá nach Manizales sind es eigentlich nur ca. 300 km, mit dem Auto würde die Fahrt jedoch mindestens 7 Stunden dauern. Vielleicht könnt ihr euch jetzt was darunter vorstellen.;)
Manizales wirkte beim Landen gleich wie das Paradies. Die 500 Meter weniger machten sich gleich bemerkbar. Die Temperatur war sehr angenehm (20 grad) und das Klima angenehm humid. Luis Miguel, der perfekt deutschsprechende Arbeitskollege von Michel, hat wie versprochen auf uns gewartet und ist mit uns zum Hostel gefahren. Für ca. 12 Euro pro Person die Nacht haben wir hier ein Doppelzimmer mit Frühstück und Bad direkt im Zimmer. Wir leben also wie die Könige ;).
Luis Miguel ist gleich mit uns Mittagessen gegangen. Bereits auf dem Weg dorthin haben wir viel tolles über die menschen und das Leben in Kolumbien erfahren. KolumbianerInnen sind verdammt schöne Frauen. Fast alle haben lange dunkle Haare und dunkle Augen (krass oder? ;)). Sie haben einen tollen Körper. Selbst ich als Frau hab sie ziemlich oft angesehen. Luis Miguel fällt da gleich mal aus der Reihe: er hat grüne Augen. Die Männer sehen auch nicht verkehrt aus, sind aber sehr klein. Das Essen war sehr lecker, aber fettig. Vegetarier haben es hier eher schwer. Es gibt zu fast jedem Gericht Fleisch, Reis und Kochbananen. Sonst auch viel Linsen und rundes Maisbrot, was zu fast allen Mahlzeiten gegessen wird. Generell wird fast alles frittiert. Das Essen war entgegen dem, was wir gelesen haben sehr salzig und die Getränke sehr süß. Für zwei Euro für das gesamte Menü inklusive Vorsuppe und Getränk, wird man sich aber nicht beschweren.;)
Manizales ist in 6 Sozialschichten aufgeteilt. Je nach Sozialschicht zahlt man seine Steuern. Die 6. Ist die höchste und teuerste. Je nach Sozialschicht wohnt man in einem bestimmten Stadtteil. Und je nach Stadtteil ist es auch dementsprechend gefährlich. Unser Hostel und unsere Wohnung ist in der sechsten Zone. Also alles safe. Miguel wohnt auch in der sechsten Zone. Hier brauchen wir eigentlich keine Angst zu haben, dass uns etwas passiert. Miguel selber ist noch nie überfallen worden, war aber auch noch nie in den „gefährlichen Stadtteilen“. Wir würden nachts ja auch nicht nach Gorbitz fahren (nix gegen Leute, die da wohnen). ;) Insgesamt muss man halt n bissel aufpassen. Miguel kennt dennoch viel, die bereits überfallen worden.
Manizales wurde mehrere Male durch Vulkanausbrüche und Feuer zerstört und bietet folglich kein wirklich historisches Zentrum. Dennoch gibt es sehr schöne Ecken. Die Hauptstraße im Zentrum ist sehr belebt . Überall sitzen und plaudern Menschen und es ist sehr laut wegen der Unterhaltungen. Nach Manizales verschlägt es relativ wenige Touristen, was wir einerseits nicht verstehen können, andererseits aber total klasse finden.
Miguel ist mit uns zum Aussichtspunkt, von wo aus man täglich den Sonnenuntergang betrachten kann.  Deshalb hat der chilenische Dichter Pablo Neruda auch über Manizales gesagt: „Mánizales, una fábrica de Atardecers“ (Manizales, Fabrik der Sonnenuntergänge). Von dem Aussichtspunkt aus sieht man in verschiedene Täler runter. Dort haben viele Kolumbianer ihre Fincas, ihre Ferienhäuser. Diese kann man mieten und ist sofort in der Natur.
Vom Aussichtspunkt gings dann zurück mit dem Bus. Egal wo man steht, man kann sie sich einfach ranwinken und  aussteigen, wo es einem beliebt. Jeder Fahrt muss einzeln bezahlt werden und kostet genau 1150 Pesos (ca. 50 Cents).
Die Kolumbianer gehen zeitiger feiern als wir. Um Neun geht’s meistens ab in den Club und um zwei machen sie zu. Das gefällt uns schonmal ziemlich gut;). Miguel brannte die Frage auf der Zunge, wie wir denn bitte in Deutschland tanzen. Das könnte er sich ja überhaupt nicht vorstellen. Hier wird vor allem Salsa, Meringue und Reggaeton getanzt. ;)


Unser erster Tag in unserer neuen Heimat war für uns schon sehr aufregend und wir freuen uns auf unsere Zeit.