Freitag, 2. Mai 2014

Schmetterlinge, Orchideen und Gründerväter

Mittlerweile sind doch schon ein paar Tage ins Land gegangen und es lässt sich so langsam etwas wie Alltag erahnen. Wir haben uns seither etwas mit der spärlichen Kochausrüstung arrangiert und das eine oder andere hinzu gekauft. Zur Zutaten-Grundausrüstung gehört von nun an: Kochbananen, Arepas, Käse, Butter, Salz, Avocados, Toast, Mangos, Tomaten. Hinzu kommen natürlich wechselnde Gaumenschmäuse in diversen Ausführungen. Von Guave, Curuba und Lulos lassen wir schon die Finger, weil die Dinger so sauer sind, dass man sie wirklich nur mit kiloweise Zucker genießen kann.

Die restliche Zeit haben wir also fleißig gearbeitet und die billigen Mittagessen (almuerzos ejecutivos) in unserer Umgebung abgeklappert. Dieses besteht i.d.R. aus einer Art Kartoffelsuppe, einem Hauptgang mit Reis, Fleisch und Gemüse/ Salat und einem frisch gepressten Saft. Das ganze ist ab 5000 COP, also 1,90€ zu haben, und somit fast günstiger, als wenn wir selbst kochen würden.
Am Freitag haben wir Luis Miguel und seine Freundin Estefanía eingeladen und dafür mal einen Pack des heimischen Rums gekauft. Den Rum gibt es hier im Tetrapack und er deswegen nicht schlecht werden kann ( ;-) ), haben wir uns direkt einen ganzen Liter gekauft. Um jedoch jegliches Risiko auf eine Magenverstimmung zu umgehen, haben wir das gute Stück dann doch direkt geleert. Da in Kolumbien die Mädels auch direkt den Schnapps pur trinken, musste man sich auch nicht übernehmen.

Am späten Abend wurden noch ein paar Kolumbianische Tanz-Moves ausgepackt. Weniger von mir, als von unseren Gästen, versteht sich. Aber mit ein wenig Übung, sieht das ganze vielleicht auch nicht mehr aus wie bei einem Baumstamm...

Samstag hatte die Fußballmannschaft "Once Caldas" ein wichtiges Spiel gegen Intependiente Santa Fe. Es ging um den Einzug ins Halbfinale der Liga Postobón, des wichtigsten Turnieres im Land. Man hat uns von mehreren Seiten gesagt, wir sollen während dieser Zeit lieber nicht auf die Straße da viele Gesellen aus den "gefährlicheren", sozial schwächeren Vierteln zum Stadion, genau bei uns um die Ecke lockt. Alkohol und Gruppendynamik wären die weiteren Zutaten für eine unangenehme Begegnung.
Aus diesem Grund haben wir uns Vormittags noch schnell mit Avokados und weiteren Lebensmitteln eingedeckt und haben den Tag in der Wohnung relaxed.
Die Jungs aus Manizales haben das Spiel übrigens 1:4 verloren.

Für Sonntag haben wir uns verabredet, um in einen kleinen Park, in der Nähe von Manizales zu gehen: Recinto del Pensamiento. Nach einer kleinen Eintrittsgebühr konnten wir uns zunächst auf dem Gelände bewegen, bis die nächste geführte Tour beginnen konnte. Auf dem Gelände steht auch ein Bambus-Pavillon von einem Architekten aus Manizales welcher für die Expo 2000 in Hannover nachgebaut wurde. Dort musste er jedoch nach Ende der Expo wieder demontiert werden, da es den deutschen Schädlingen offensichtlich nicht gewachsen ist.
Aus Mangel an Besuchern waren wir nur zu viert bei der Tour, was der Sache eine exklusive Note gab. Unser junger, netter Guide Sebastien führte uns zunächst in den "Garten der Aromen". Der Kräutergarten hatte jegliche, wohlriechenden Kräuter zu bieten, und zu jedem gab es einen Verwendungstipp von Sebastien mitgeliefert. Anschließend ging es in den regenwaldartigen Teil des Parkes. Für Leute, denen als Hinweis nicht reicht, dass plötzlich alles mit grünen Pflanzen zugewuchert war, wurde es auch noch direkt merklich um 2°C kälter. Sebastien hat insgesamt mit ziemlich vielen Wörtern um sich geworfen, jedoch alle auf Spanisch. Einerseits gut für uns, um sich daran zu gewöhnen. Auf der anderen Seite ist uns bestimmt die eine oder andere Information durch die Lappen gegangen.
Im nächsten Bereich gab es nun endlich meine ersten Kolibris, auf die ich mich ja ganz besonders gefreut habe. Ich würde auch direkt mit ein paar Bilder protzen. Leider sind die kleinen Flattermänner aber so zügig unterwegs, dass ich nichts vorzeigen kann. Dies ist jedoch auch der Grund, wieso sie so oft bei den Zuckerwasserspendern vorbei schauen. Die Herzfrequenz der kleinen Brummer liegt bei 400 bis 500 Schlägen pro Minute. Ein hundsnormaler Mensch hat im Vergleich eine Frequenz von 50-100. Da die Kolibris also den ganzen Tag im Turbo laufen, brauchen sie auch entsprechend Kalorien. Dieses bekommen sie in der Natur aus den Blüten vieler Pflanzen oder, wie hier, aus den Spendern.
Um  im Schlaf keinen Hungertod zu sterben, können Kolibris ihre Herzfrequenz sehr stark absenken. Wahrscheinlich nicht die dümmste Idee, die sie jemals hatten.

Die nächste Station der Führung ging durch einen kleinen japanischen Bonsaigarten. Die Botaniker hatten viele Baumarten in Miniaturform herangezüchtet. Einige von ihnen schon ein halbes Jahrhundert alt.
Danach ging es dann in das Schmetterlingshaus. Die vielen, bunten Falter haben schwer Eindruck gemacht und wenn mann seinen Finger angeleckt hat, konnte man sogar den einen oder anderen Schmetterling auf die Hand nehmen.


Zum Abschluss ging es noch einmal in ein Waldstück, in dem es einige Orchideen gab, für die Kolumbien ja sehr bekannt ist. Die Blumen tragen Namen wie Buffalo und Dracula, sehen jedoch sehr filigran und anschaulich aus.


Nach dem Park ging es gut essen und anschließend in einen weiteren Park. Diesmal ein öffentlicher Park für die Menschen aus Manizales. Man kann dort ins Schwimmbad, Quad fahren, auf dem Spielplatz herumtoben, Fußball und Volleyball spielen oder an der Tischtennisplatte bzw. auf dem Tennisplatz die Schläger schwingen. Gemütlich ein Buch lesen war, soweit ich das überblicken konnte, auch nicht verboten.

Wir haben uns dazu entschlossen auf dem roten Sand ein paar Bälle zu schlagen. Für 7000 COP gehörten uns zwei Schläger, ein paar Bälle und ein Platz für eine Stunde. Das Talent in unserer kleinen 4er-Mannschaft war eher mäßig, was den Spaß aber nicht gedämpft hat.

Sonntags werden in vielen Städten Kolumbiens übrigens Teile der Hauptstraßen gesperrt, damit sich die Bevölkerung dort sportlich austoben kann. Eine sehr angenehme Sache, meiner Meinung nach.


Montag bis Mittwoch war wieder Arbeiten angesagt, was nach wie vor großen Spaß macht.

Den freien Donnerstag wollten wir nutzen, um ein paar Museen in Manizales zu besuchen. Das erste Museum, gleich bei uns um die Ecke ist ein Archeologie-Museum. Ich hatte erwartet ein bisschen etwas über die alten Kulturen Kolumbiens zu erfahren. Leider war das Museum geschlossen und ich konnte mein Hirn direkt wieder zum schwitzen benutzen.
Das nächste Ziel war das Goldmuseum, welches gleich in der Nähe der Kathedrale sein sollte. Den Weg dorthin haben wir uns mit ein paar typischen Leckereien und Obst schmackhaft gemacht. Außerdem war unterwegs die Seilbahnstation (El cable). Und da die Fahrt nur 1500 COP pro Nase kostet, konnten wir dazu nicht nein sagen. Also sind wir den ganzen Weg nach unten gegondelt, haben eine Runde in der Station gedreht und sind direkt wieder nach oben, ohne ein weiteres Ticket lösen zu müssen. Auf der Fahrt nach oben hatten wir noch ein altes Pärchen bei uns in der Gondel, mit denen wir ein netten Pläuschchen über Gott und die Welt halten konnten. Die Gondel geht hinweg über eine alte, verlassene Fabrik und Bananenstauden. Das Pärchen hat uns außerdem einen grünen Hang gezeigt, an dem vor einigen Jahren noch viele Häuser standen. Durch einen Erdrutsch mit vielen Toten wurden diese jedoch alle dem Erdboden gleich gemacht.

















Das Goldmuseum konnten wir im Anschluss leider auch nicht finden und so sind weiter Richtung des Monuments, welches als Ende unserer Tour eingeplant war.
Nach ein paar Höhenmetern und vorbei am "torro chipre" hatten wir unser Ziel erreicht. Das "Monumento a los colonizadores" wurde zwischen 1997 und 2002 vom Künstler Luis Guillermo Vallejo erbaut und liegt am höchsten Punkt des Stadtteils Chipre, weswegen man eine unglaubliche Aussicht auf das Umland und die Stadt hat. Das Monument aus Bronze spiegelt die mühsame Kolonialisierung des Staates Antioquia wieder, was schlussendlich zur Gründung der Stadt führte. Der erste Teil der Darstellung, "der Todeskampf" zeigt den anstrengenden Weg durch die zerklüfteten Berge des "Cordillera Central", dem höchsten der drei andischen Gebirgsäste in Kolumbien.
Im zweiten Teil "el Éxtasis" wird die Freude und der Triumph dieses Vorhabens dargestellt.





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